Bord Talk mit Nicole
«Hier gibt es keinen Morgen, keinen Nachmittag und keinen Abend, das ist das Schiff». Treffend beschrieb Nicole Bernegger die Stimmung bei ihrem allerersten Cruise-Auftritt. Wir haben die charismatische Sängerin vor ihrem heutigen Konzert zum Interview getroffen.
Nicole Bernegger, Deine erste Spielzeit gestern war etwas gewöhnungsbedürftig….
Ja, als Musikerin um elf Uhr morgens auf einer Bühne zu stehen, kommt selten vor. Und dass alle im Publikum schon so präsent sind und so früh für uns aufstehen, hat uns mega berührt. Stimmungsmässig hätte unser Auftritt auch abends um elf an einem Openair sein können.
Dann warst Du also zufrieden mit Deinem Debüt hier?
Mehr als das. Wenn man derart getragen wird und eine solch grosse Emotionalität da ist, fühlt sich das an, als würden wir mit dem Publikum fliegen. Wir fühlten uns eingebettet von dieser Herzlichkeit und diesem Wohlwollen. Das Publikum hat mit uns dieses Soul-Schiff bestiegen und das hat uns riesig gefreut.
Du warst noch überhaupt nie auf einer Kreuzfahrt und diese hier ist noch etwas spezieller. Deine erste Bilanz?
Ich habe mir vorgestellt, dass man hier wie in einer eigenen Welt ist und alles, was anderswo passiert, aussen vor bleibt. Das hat sich bestätigt. Was ich besonders toll finde: Man kann viel neue Musik entdecken und ist von Musikerinnen, Musikern und Menschen umgeben, die Musik schätzen und Musik leben und allem mit einer Offenheit und Neugier sondergleichen begegnen. Wir waren jetzt zwei Jahre arbeitslos und wussten nicht: Dürstet noch jemand nach Musik? Und wir haben gemerkt: Und wie! Das kommt uns natürlich voll entgegen: Denn jede Band brennt fürs Live-Feeling.
Die Pandemie war das eine, die Branche kämpft auch mit anderen Schwierigkeiten…
Es ist nicht einfach, in einem kleinen Land wie der Schweiz mit Musik genug Geld zu generieren, um davon leben zu können. Und dann gibt es auch noch unseren Qualitätsanspruch. Das Business zehrt nur noch von einem Bereich und das sind die Konzerte. Andere Zweige wie der Plattenabsatz sind weggefallen und die Streaming-Erlöse sind doch eher bescheiden, um es sanft auszudrücken. Wir müssen uns Alternativen überlegen, um auch in Zukunft auf eigenen Beinen zu stehen und unabhängig zu sein.
Aber die Bühne bleibt wichtig?
Unbedingt! Und Du musst bei den Auftritten alles reinstecken, was Du hast. Die Leute haben ein feines Sensorium. Sie merken, ob die Band das Herz auf den Tisch legt oder nicht. Nur dann funktioniert es. Es gibt keine halben Sachen. Nur Leidenschaft pur, Du musst auf der Bühne brennen.
Du bist hier Artistin, aber auch Gast. Wie orientierst Du Dich in diesem üppigen Programm?
Mein Ziel ist ganz einfach, aber auch herausfordernd: Ich möchte jede Band mindestens einmal sehen. Und bei den Landgängen freue ich mich besonders auf Sizilien und Malta. Die Schweizerinnen und Schweizer sind sowieso immer happy, wenn sie endlich wieder einmal das Meer sehen.
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